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Ich werde mich der Sache annehmen
PNP-ARTIKEL vom 14.07.2008
Meinungsaustausch am Seeufer: Stefan Weindl (von links), Georg Riedl, Dr. Franz Lichtnecker, Reserl Sem, Staatssekretär Dr. Marcel Huber , Edeltraud Plattner und Monika Maier. (Foto: Huber)
Von Gerhard Huber
Postmünster. Im Kampf gegen die Verlandung des Rottauensees kann die Region mit Hilfe aus München rechnen. „Ich werde mich der Sache annehmen, meine Sensibilität ist geweckt“, versprach Dr. Marcel Huber, Staatssekretär im Umweltministerium, bei einer Begehung am Samstag. Bei dem vom CSU-Kreisverband initiierten Treffen wiesen Vertreter von Kommunen, Landwirtschaft und Fischereiwesen auf die bedrohliche Lage hin und warben um Unterstützung für ihr Anliegen.
Seit bekannt wurde, dass es das Gewässer bei anhaltender Verlandung in 30 Jahren nicht mehr geben wird, laufen Gespräche und Diskussionen auf vielen Ebenen. Das Problem ist klar: Die Rott trägt Erosionsmaterial, das überwiegend von Ackerflächen stammt, in den See. Dort lagert es sich dann wegen der geringen Fließgeschwindigkeit ab. Zudem gelangt Phosphor in das Gewässer, das den Algenwuchs verstärkt (Eutrophierung). Sterben die Algen ab, setzt sich die tote Biomasse am Boden ab und bildet eine Schlammschicht. So hat sich das Wasservolumen seit dem Bau des Rottausees vor 35 Jahren um 300 000 Kubikmeter, also um ein Viertel, verringert.
Fest steht auch, dass die Wasserwirtschaft keine Handhabe zum Eingreifen sieht. Denn: Der als Rückhaltebecken dienende See erfüllt die ursprüngliche Hochwasserschutz-Schutzfunktion - egal ob Wasser oder Schlamm darin ist. Darauf beruft sich der Freistaat, wenn er bislang eine Beteiligung an Gegenmaßnahmen, die wohl Millionen kosten würden, ablehnt.
In lockerer Atmosphäre trugen mehrere Redner dem Staatsminister am Ufer des Stausees ihre Argumente vor. CSU-Kreisvorsitzende und MdL Reserl Sem wies vor 50 Zuhörern auf die Resolution des Kreistags zum Erhalt des Sees und auf das vom Arbeitskreis „Erosionsschutz am Rottauensee“ erarbeitete Konzept hin. Gleichzeitig unterstrich sie den großen Stellenwert dieses herrlichen Erholungsgebiets: „Er ist bei uns ein Motor für den Tourismus und wird zum Beispiel auch von Kurgästen aus Bad Birnbach gerne genutzt.“
Ins gleiche Horn stieß Ortsvorsitzender Stefan Weindl: „Für Freizeit, Erholung und Tourismus brauchen wir einen attraktiven See. Dieses schöne Fleckerl Erde ist unser Herzstück. Es muss erhalten bleiben.“ Der Freistaat habe hier in der Vergangenheit viel Geld investiert. „Es wäre schade, wenn dieser finanzielle Aufwand nun im Schlamm untergehen würde“, sagte Weindl.
Wie alle anderen Redner betonte Pfarrkirchens Bürgermeister Georg Riedl, zugleich 2. Vorsitzender des Zweckverbands Naherholung Pfarrkirchen-Postmünster, dass nur eine langfristige Lösung Sinn mache: „Es nutzt nichts, wenn wir den See jetzt für mehr als fünf Millionen Euro ausbaggern und in zehn bis 15 Jahren stehen wir vor der selben Situation.“ Vielmehr müsse man den Hebel bei den Ursachen ansetzen und einen Maßnahmenkatalog auf den Weg bringen. Dabei sei auch die Staatsregierung in der Pflicht: „Alleine können wir das finanziell nicht schultern.“
Auf die zunehmend gefährdete Freizeitaktivität seiner 850 Mitglieder wies Hans Kramlinger, Vorsitzender des Kreisfischereivereins, hin. „Das ist unser Stammgewässer, aber jetzt erreicht der Schlamm schon den Wasserspiegel.“ Als Ursache nannte er in erster Linie den Maisanbau, deshalb müsse im Einzugsgebiet der Rott präventiv gearbeitet werden. „Kein Vorwurf an die Bauern. Sie machen das, was den besten Ertrag abwirft. Deshalb muss eine andere Nutzung gefördert werden.“
Als alleinige Sündenböcke wollte BBV-Kreisobmann Paul Schwarz die Landwirte nicht gelten lassen. „Wir haben logischerweise auch großes Interesse, dass die fruchtbare Erde da bleibt, wo sie ist.“ Mit Verbesserungen wie hangparallele Bewirtschaftung oder Mulchsaat-Aufbringung werde schon versucht, der Erosion entgegenzuwirken. Er regte zudem ein Uferstreifen-Programm an. Sein Fazit: „Wir werden dazu beitragen, dass die Verlandung geringer wird, aber die Landwirtschaft kann sich nicht so verändern, dass der Rottauensee gerettet wird.“
Ein vielschichtiges Problem machte Staatsekretär Dr. Marcel Huber aus. Auf keinen Fall dürfe aber eine Konfrontation Tourismus gegen Landwirtschaft entstehen, vielmehr sei eine konzertierte Aktion aller Beteiligten gefordert. Eindeutig sprach sich Huber gegen Ausbaggern aus: „Es muss eine nachhaltige Lösung her.“ Neben verbesserten Erosionsschutz, müsse auch der Zulauf des Wassers über bauliche Maßnahmen (Vorbecken) gesteuert werden.
Auf alle Fälle,
so Huber, werde er das Thema dem Amt für Wasserwirtschaft nahe bringen. „Ich
werde es darum bitten, einen Runden Tisch einzuberufen. Wenn sich alle einig
sind, bin ich guten Mutes, dass wir den Rottauensee retten können.“ |
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